Hingabe. Unternehmer sein, ist eine Kunst.
Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen Ausstellungsraum in mitten eines Museums. Die Wände zieren Werke, die Geschichten erzählen, provozieren oder einfach nur bestaunt werden wollen. Wir gehen hindurch, betrachten, bewerten. Manche Werke berühren uns, andere lassen uns kalt.
Und dann gibt es natürlich noch diese Momente, in denen viele heimlich und ungeniert denken: „Das könnte ich auch“. Oder noch schlimmer: „Wie banal ist das denn bitte?“. Gleichzeitig leben wir in einer Gesellschaft, in der wir unseren Kindern raten: „Mach bloß nichts mit Kunst. Das wird brotlos.“
Doch selbst auf die Idee kommen zu malen? Gut zu malen? Ja, sogar auszustellen? Niemals. “Ich kann nicht malen.” ist einer der häufigsten Sätze, die mir begegnen, wenn ich mich vorstelle und erkläre, was ich beruflich mache. Wenn jemand zeichnen oder malen kann, handwerklich gut ist und mutig genug ist, es zu zeigen, wird er bestaunt. Bis hin, dass wir bereit sind für Werke ins Museum zu gehen.
Eine paradoxe Situation. Einerseits bewundern wir Kunst, andererseits degradiert sie unser Verstand oft zu einem Luxus, den sich nur wenige leisten können.
Nun, was glauben Sie, wie diese Künstler und Künstlerinnen es bis hierher – bis ins Museum – geschafft haben? Bis in diesen Raum, bis zu diesen weißen Wänden?
Lassen Sie uns einen Moment innehalten und das Bild eines typischen Künstlers oder einer Künstlerin vor Augen führen. Was sehen Sie? Vielleicht jemanden, der eigensinnig ist. Der mutig genug war, Widerstände zu überwinden. Tapfer genug, um durch Phasen voller Selbstzweifel und Ängste zu gehen. Jemanden, der nicht verstanden wurde. Den viele für verrückt hielten oder besser zu wissen glaubten, wie es anders ginge. Und doch ist dieser Mensch immer wieder aufgestanden. Hat an sein Werk geglaubt, hart gearbeitet und nie aufgegeben.
Können Sie sich diese Person vorstellen?
Jetzt kommen wir zum Twist. Stellen Sie sich diese Gedankensätze nochmals vor – und denken Sie dabei nicht an einen Künstler, sondern an eine Unternehmerin oder einen Unternehmer:
Sie waren mutig.
Sie waren tapfer.
Sie hatten bestimmt viele dunkle Momente voller Selbstzweifel und Ängste.
Es gibt viele, die sie nicht verstehen.
Es gibt viele, die wissen es besser.
Sie kennen Momente, in denen es wirklich dünn wird.
Sie glauben an ihr Werk.
Sie arbeiten hart, immer und immer wieder.
Sie geben nicht auf.
Plötzlich verschwimmen die Grenzen zwischen Künstler:in und Unternehmer:in. In ihrer Essenz sind sie erstaunlich ähnlich. Beide wagen es, gegen Widerstände anzutreten, Risiken einzugehen, ihre Ideen in die Welt zu bringen. Beide leben von ihrer Leidenschaft und der Fähigkeit, immer wieder aufzustehen, wenn sie scheitern.
Doch während wir den Künstler oft als romantischen Helden stilisieren, bleibt der Unternehmer in unseren Vorstellungen meist pragmatisch, rational und wirtschaftlich orientiert. Aber ist das wirklich fair? Unternehmer sind genauso Visionäre. Sie kreieren nicht auf Leinwänden, sondern in Märkten, Teams, Produkten und Prozessen. Ihr „Werk“ ist vielleicht keine Skulptur, sondern ein Unternehmen, das Werte schafft – für Kunden, Mitarbeitende, die Gesellschaft.
Vielleicht ist es an der Zeit, unseren Blick zu ändern. Unternehmer sind Künstler. Unternehmerinnen sind Künstlerinnen. Ihre Werke müssen nicht in Galerien hängen, um relevant zu sein. Sie sind überall um uns herum. In den Läden, die wir besuchen, den Apps, die wir nutzen, den Produkten, die unseren Alltag erleichtern.
Also das nächste Mal, wenn Sie vor einem Kunstwerk stehen und sich fragen, wie banal oder genial das ist, denken Sie an den Mut, den es brauchte, dieses Werk zu schaffen. Und übertragen Sie diesen Gedanken auf das nächste Unternehmen, das Sie entdecken. Denn vielleicht steckt hinter beiden genau die gleiche Geschichte: Die Geschichte eines Menschen, der nicht aufgegeben hat.
Und Ihr, liebe Unternehmer und Unternehmerinnen?
Als Unternehmer tragen Sie die einmalige Chance, Ihr Unternehmen nicht nur als ein Mittel zum Erfolg zu betrachten, sondern es als ein eigenes, lebendiges Kunstwerk zu begreifen – etwas Wertvolles, das durch Ihre Hände und Gedanken täglich neu erschaffen wird. Es ist die Einladung, Ihre Rolle nicht nur als den Macher von Aufgaben und Zielerreichungen zu sehen, sondern als den schöpferischen Gestalter Ihres Unternehmens. Lassen Sie den Druck und die äußeren Erwartungen hinter sich und erlauben Sie sich, die Schönheit und Einzigartigkeit Ihrer Arbeit zu erkennen – als einen kontinuierlichen Schaffensprozess, der nicht nur Ergebnisse produziert, sondern auch Ausdruck Ihrer inneren Intelligenz und Vision ist. Betrachten Sie Ihr Werk als ein kostbares, sich ständig entfaltendes Kunstwerk, das es wert ist, mit Hingabe und Liebe gepflegt zu werden. Indem Sie Ihre Unternehmenskultur als kreatives Schaffen betrachten, entfalten Sie Ihre schöpferische Kraft und schaffen Raum für tiefere Erfüllung und nachhaltigen Erfolg.